Marc Eberhard
Co-Präsident
Jungfreisinnige Kanton Glarus
Haben Sie die Diskussionen zu Sachthemen bei den Wahlen auch vermisst?
Die nationalen Wahlen sind vorbei und neue Akzente sind klar gesetzt. Es ist nun wieder Zeit für Sachpolitik ohne ideologische Maximallösungen. Die Krankenkassenprämien, die Verkehrsengpässe und die AHV sind weiterhin dringendst anzugehen. Wir alle wissen es ja eigentlich; die AHV ist unterfinanziert und die Menschen leben immer länger und gesünder. Die geburtenstarken Jahrgänge werden nun pensioniert, was bedeutet, dass die Anzahl der Pensionierten in den kommenden Jahren stärker wachsen wird als die Anzahl der Erwerbstätigen. Letztes Jahr wurde durch die AHV rund eine Milliarde mehr an die Pensionierten ausbezahlt als eingenommen wurde. Dieses Einnahmedefizit wird sich in den kommenden Jahrzehnten exponentiell vergrössern.
Dass wir bei der Rentenfinanzierung ein Problem haben, dürfte mittlerweile allen bewusst sein. Forderungen nach einer Senkung des Rentenalters können folglich nur als schlechter Witz aufgefasst werden.
Wir Jungfreisinnigen hätten in den Wahlen gerne über Ansätze und Lösungen diskutiert, denn wir haben Lösungen. Als einzige bürgerliche Jungpartei setzten wir uns in den vergangenen Monaten mit pragmatischen und machbaren Lösungsansätzen auseinander. Eine Volksinitiative wird in den kommenden Wochen lanciert. Wir kämpfen für eine nachhaltige Lösung, welche sozial wie auch finanziell langfristig vertretbar ist. Zuerst soll das Rentenalter für Frau und Mann aneinander angeglichen werden. Dies soll in kleinen monatlichen Schritten über Jahre hinweg geschehen. Eine Angleichung des Rentenalters sollte in Zeiten der Gleichstellung selbstverständlich sein. Weiter soll das Rentenalter bis ins Jahr 2032 auf 66 angehoben werden (in 2-Monatsschritten). Die Entpolitisierung des Rentenalters soll durch eine Verknüpfung mit der Lebenserwartung erreicht werden. Länder wie Holland, Dänemark und Italien machen es bereits heute so. In diesen Ländern wird bis 2050 ein Rentenalter von 70 Jahren erreicht.
Wir gehen nicht ganz so weit. Die durch uns vorgeschlagene sanfte aber kontinuierliche Erhöhung würde einem Rentenalter von ca. 67.5 im Jahre 2050 entsprechen. Es ist klar, dass Personen in körperlich anspruchsvollen Berufen nicht länger arbeiten können. Unternehmen, Sozialpartner und die Politik sind wie bis anhin gefordert entsprechende Lösungen auszugestalten.
«Ohne Lohngleichheit keine Rentenalterhöhung» ist ein häufig genanntes Gegenargument. Dass es an gewissen Orten Handlungspotenzial gibt, verkennt niemand. Wir sind der Meinung mehr Gleichstellung erreicht man nicht mit Verhinderungspolitik, sondern mit konkreten Lösungen. Es ist uns nicht ersichtlich, weshalb Frauen jünger pensioniert werden sollen als Männer zumal Frauen auch eine ungefähr drei Jahre höhere Lebenserwartung haben.
Es ist an der Zeit wirkliche Probleme mit wirklichen Lösungen anzugehen. Ideologische Ansätze zur Schwächung oder zum Ausbau der AHV sind real-politisch nicht machbar und nicht zielführend.
Uns ist bewusst, dass nicht alle länger arbeiten möchten. Nichtstun bezüglich einer Stabilisierung der AHV ist aber in jeder Hinsicht keine Option!
Von den neu gewählten Kräften erwarten die jüngeren Generationen Einsatz für gute Lösungen. Keine politischen Spiele auf Kosten der Bevölkerung, schon gar nicht bei der Altersvorsorge!